Für Grenzregionen und Großstädte (die im Allgemeinen einen hohen Ausländeranteil haben) eignet sich das Tandem-Lernen. Mehrmals wöchentlich und über einen längeren Zeitraum treffen sich Familien oder einzelne Erwachsene, um jeweils die Sprache des anderen zu lernen.
D eutschland grenzt an Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien, Niederlande. Außer den Sprachen, die in den Schulen vorgesehen sind (meist Englisch oder Französisch), wäre es wünschenswert, wenn alle Kinder auch bereits in der Schule die Sprache der Nachbarregion lernen könnten. In der schulischen Realität finden oft nur die Mainstream-Sprachen einen Platz. In der EU ist Englisch die häufigste Fremdsprache, die von 93% aller Kinder erlernt wird. Französisch wird an ein Drittel aller Kinder in der EU vermittelt.
W egen der klimatischen Bedingungen oder wegen politischer Unruhen ist es manchmal nicht empfehlenswert, in bestimmte Länder zu reisen, um vor Ort die Sprache zu lernen. Wer also unbedingt Paschtunisch oder Bambara lernen möchte, wird in einer Großstadt möglicherweise am ehesten einen geeigneten Tandem-Partner finden.
F ür Kinder (Link Konzept für Familien) empfiehlt sich der Spracherwerb auf natürlichem Wege (Link mehrsprachige Kindererziehung). Ideal wäre es, wenn die Kinder beider Familien ähnliche Interessen hätten, so dass über diese Gemeinsamkeit emotionale Bindungen entstehen. Durch gemeinsame Spiele und Unternehmungen, aber auch Tätigkeiten im Haushalt, erwerben die Kinder einen kontextbezogenen Wortschatz.
E rwachsene (Link Konzept für Erwachsene) lernen die gewünschte Sprache auf synthetischem Wege, das heißt, mit allen Methoden, die die Fremdsprachendidaktik anbietet. Ob durch Kommunikation, Erklärung, Fragen, Handlungen – all das bleibt den Erwachsenen überlassen. Lernstile, Vorwissen, die konkrete Situation und weitere Faktoren sind bei jedem so unterschiedlich, dass es keinen Königsweg gibt. Ein erster Erfahrungsbericht findet sich hier (Link Erfahrungen). Wer möchte, kann im Vorfeld bereits einen Sprachkurs (z.B. an einer Volkshochschule) besuchen. Es ist aber auch möglich, mit einer neuen Sprache bei Null zu beginnen.
E s sollten wenigstens zwei Treffen pro Woche stattfinden. Jeden zweiten Tag sollten die Tandem-Partner miteinander telefonieren. So empfiehlt es die Fachliteratur. Zu Recht werden Sie nun fragen, ob Sie es denn gar nicht erst versuchen dürfen, wenn Sie nur deutlich weniger und seltener Zeit für das Lernen aufbringen können. Natürlich kann man sich auch seltener treffen. Dann heißt es natürlich: Erwartungen herunterschrauben, denn Vieles verblasst, wenn es nicht regelmäßig wiederholt wird, so dass sich ein Lernerfolg viel später einstellt.
K inder kommunizieren in natürlichen Sprechsituationen, wie sie der Alltag bietet. Erwachsene Partner arbeiten gemeinsam ihre Lehrwerke durch, hören Kassetten oder lesen Zeitungsartikel. Sie unterhalten sich bei gemeinsamen Unternehmungen. Entweder spricht jeder die Sprache des anderen oder man wechselt die Sprache alle halbe Stunde bzw. bei jedem Treffen.
S olche Tandem-Partnerschaften müssen nicht lange halten. Man sollte den Partner wechseln, wenn z.B. Leerlauf in die Arbeit kommt. Außerdem ist es möglich, gleichzeitig mehrere Tandem-Partnerschaften zu pflegen. Das kann z.B. sinnvoll sein, wenn der andere Tandem-Partner nur sehr selten Zeit hat.
U
nterstützt
werden kann das Tandem-Lernen durch weitere Kommunikationswege:
- Telefonate zwischen den Tandem-Partnern (spontaner und schneller Dialog)
- Emails zwischen den Tandem-Partnern (etwas langsamer als Telefonieren)
- Chat zwischen den Tandem-Partnern (etwas langsamer als Telefonieren)
- Briefe zwischen den Tandem-Partnern (wenig spontan, langsam, Zeit zum Nachdenken)
- Lesen und Schreiben von Beiträgen in fremdsprachigen Foren, die die persönlichen Interessen betreffen
- Lesen und Schreiben von Beiträgen über persönliche Interessen in fremdsprachigen Foren